Nilmaguba: wunderschöne Eiswelt im Weissen Meer
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Vorgestern waren wir noch daheim und der Frühling hatte uns endlich Temperaturen im zweistelligen Bereich über Null beschert.
Jetzt, ein Flug nach Kuusamo (Finnland), sieben Stunden Autofahrt durch tief verschneite Wälder und eine erholsame Nacht später
stehen wir bei Minus zwanzig Grad Celsius in Russland im Schnee und warten gespannt auf unsere Mitfahrgelegenheit zum Tauchplatz. Vor
uns liegt eine Woche Eistauchen im Weißen Meer mit dem Arctic Circle Dive Center, einer Tauchbasis die fast genau auf dem Polarkreis
steht. Schon fahren auch die Motorschlitten vor. Die Tauchausrüstung wird in große Plastikwannen verstaut und die Taucher
steigen in die hinter den Motorschlitten gespannten Holzschlitten. Dann fahren die Konvois los und gleiten über die zugefrorene, in
der Sonne glitzernde See.
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Schon seltsam ein Tauchurlaub am Meer zu verbringen, aber weit und breit kein offenes Wasser zu sehen. Nach einer viertel Stunde erreichen
wir das Eiscamp. Dieses besteht aus kleinen mit Holzöfen beheizten Hütten auf Schlitten, die in direkter Nähe der "Mainas"
(der Eislöcher) stehen. Die Taucher werden in vierer Gruppen eingeteilt und jeder bezieht die ihm zugewiesene Hütte. Auch Toilette,
Wohnzimmer und Kompressor stehen auf Kufen und können bevor das Eis Ende April schmilzt, wieder an Land gebracht werden. Nach dem Briefing
schlüpfen die ersten Tauchteams im Schutz der Hütten in ihre Ausrüstung. Nur ein paar Schritte sind nötig, um den Einstieg
zu erreichen, wo jedes Buddyteam angeleint wird. Dann gibt der Leinenführer das Zeichen und schon gleiten die Taucher ins Wasser. Da die
Ausrüstung nur kurz der kalten Luft ausgesetzt wird, funktioniert alles problemlos. Friert doch mal ein Regler oder Inflator ein, helfen
große Thermoskannen mit warmem Wasser weiter. Auch der Taucher selber friert hier weniger als im Winter im Baggersee. In den warmen
Hütten kommt man eher ins Schwitzen, draußen ist es windstill und sonnig und im Wasser hat es zwar eisige minus zwei Grad Celsius,
aber diese sind für den vorgewärmten Taucher kein Problem. |
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Bizarre kalte UW-Eiswelt
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Die Wassertemperatur ist sowieso vergessen, sobald man die faszinierende Unterwasserlandschaft aus Fels, Kelp und Eis zu sehen bekommt. Das
Tageslicht scheint diffus durch die von Schnee bedeckte Eisdecke, durch das "Maina" strahlt die Sonne, wie ein Scheinwerfer im
glasklaren Wasser bis zum Grund, eingesperrte Luftblasen glitzern geheimnisvoll. Anders als im See, ist die Eisdecke nicht glatt und
einförmig, sondern nimmt bizarre Formen an. Die Bewegungen des Wassers, seien es Wellen oder Gezeiten, lassen das Eis immer wieder
brechen und in einer anderen Stellung zusammenwachsen und auch so genannte "Lustra" sind zu sehen. Diese entstehen wenn
Süßwasser durch die salzige Eisdecke dringt, im kälteren Salzwasser wieder gefriert und wie ein seltsam geformtes Stalaktit
von der Decke hängt. Natürlich gibt es neben dem Eis in den Kelpwäldern und unter den Felsen, auch Lebewesen zu sehen.
Insbesondere Makrofotografen finden hier ihr Glück, da Fische im Winter eher selten sind, dafür aber auf wenigen Quadratmetern
duzende von Nacktschnecken und viele Arten Garnelen gesichtet werden können. Auch eine wunderschöne Art sesshafter Qualle ist auf
den Kelpblättern zu finden. Und schon kommt einem der dreißigminütige Tauchgang viel zu kurz vor. Zum Glück geht es nach
einer Aufwärmpause bei Tee und Brötchen in der warmen Wohnzimmerhütte noch einmal ins Wasser.
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Im Eiscamp gibt es fünf "Mainas", über Tiefen zwischen vier und 27 Metern ausgesägt, die aber so nah beieinander
liegen, dass man sich für jeden Tauchgang einen anderen aussuchen kann. Um es noch abwechslungsreicher zu gestalten, fahren wir an manchen
Tagen mit drei Hütten und zwei Schlitten an andere Tauchplätze. Nachdem alle Teilnehmer den Tauchguides beim Ausschneiden der
Löcher im 50 Zentimeter dicken Eis geholfen haben, darf jedes Buddy-Team zweimal ins Wasser, bevor alle zurück zum Eiscamp fahren.
Nach den zwei täglichen Tauchgängen geht es dann wieder zur Tauchbasis und den Holzhütten, in denen die Taucher untergebracht
sind. Nach dem späten Mittagessen können Ausflüge unternommen werden. Unter anderem werden Eisfischen und Sonnenuntergang am
Lagerfeuer angeboten. Auch das Banya, die russische Sauna, steht zur freien Verfügung. Ein besonderes Highlight ist jedoch einen dritten
Tauchgang mit den Belugas durchzuführen.
Neugierige Belugas
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Diese werden vom Arctic Circle Dive Center in einem aus Netzen bestehendes Gehege beherbergt. Die zwei jungen Beluga Weibchen, die aus
Delfinarien stammen, sollen später wenn möglich ausgewildert werden. Die Wale werden zweimal am Tag von ihrem Pfleger gefüttert
und zu dieser Zeit dürfen auch Schnorchler und Taucher ins Wasser. Das Erlebnis ist einmalig, auch wenn es nicht mit der Begegnung wilder
Belugas verglichen werden kann. Neugierig und an Menschen gewöhnt, kommen die Tiere zu den Tauchern, lassen sich streicheln und stupsen
die Ausrüstung an. Wenn man ihnen die Hand entgegen streckt, wird man durch das Gehege gezogen bis die Belugas keine Lust mehr haben und
sich doch lieber wieder bei ihrem Pfleger einen Fisch holen. Die Nähe zu den Tieren ist großartig und mit ihren drei Metern sind die
jungen, noch leicht grauen Damen schon sehr eindrucksvoll.
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Noch Stunden nach dem Tauchgang beim Abendessen erkennt man an den leuchtenden Augen wer an diesem Tag bei den Belugas im Wasser war. Nach
dem gemütlichen abendlichen Zusammensein geht jeder zu seinem Holzhäuschen zurück und fällt müde ins Bett. Auf den
Weg dahin ,lohnt es sich noch mal kurz zum Himmel zu blicken, um die unzähligen kräftig leuchtenden Sterne zu bewundern und manchmal
erscheinen, wie ein gutes Omen für den nächsten Tauchtag, in der Ferne grünlich schimmernde Polarlichter. |
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