Homo barophilus world



Moorea: Im Zeichen der gelben Eidechse, ein Buckelwalparadies


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Wer hat nicht schon mal von Französisch Polynesien gehört, seinen grünen Inseln, den weißen Stränden und den tiefblauen Lagunen mit kristallklarem Wasser die zum Schwimmen einladen? Welcher Großfischnarr unter den Tauchern hat nicht einmal davon geträumt dieses unterwasser Paradies zu bestaunen, das von Zitronen-, Ammen- und Schwarzspitzenhaien sowie Stachel- und Adler-Rochen, Schildkröten und große Makrelenschwärme bevölkert ist? Letzten Sommer, konnte ich, dank einer von Tauchertraum organisierten Reise, Moorea, Tahitis Nachbarinsel deren Name "gelbe Eidechse" bedeutet, besuchen. Diese außergewöhnliche Reise die einem die Gelegenheit bietet inmitten unzähliger Haie zu tauchen, durch den unberührten Urwald zu wandern und die Straßen der Insel mit dem Rad zu erkunden, war für mich vor allem die Möglichkeit einen Traum zu verwirklichen: mit Buckelwalen schnorcheln.

In der Tat kommen die friedlichen Riesen jedes Jahr aus der Antarktis zurück um sich in den warmen Gewässern vor Moorea zu paaren und ihre Kälber auf die Welt zu bringen. Die mit ihren 60km Umfang recht kleine aber feine Insel ist eine der wenigen Orte der Welt wo nicht nur das Beobachten der Buckelwale vom Boot aus möglich ist sondern wo es dem Schnorchler auch erlaubt ist diese wunderbaren Tiere in ihrem Element zu treffen. Die Wale erreichen Anfang bis Mitte August die Gewässer vor Moorea und bleiben etwa vier Monate bis sie sich im November wieder auf den Weg in die Antarktis machen. Die beste Jahreszeit um sie zu sehen ist damit Anfang September bis ende Oktober. Unsere Reise hat in den letzten zwei September Wochen stattgefunden und es gab keinen Tag an dem kein Wal gesichtet wurde. Die Ausfahrten werden mit einem kleinen, mit Sonnendach und Taucherleiter ausgestatteten Motorboot durchgeführt. Während unserem Aufenthalt waren zehn Halbtagesausfahrten (3-4 Stunden) geplant die im Wechsel morgens und nachmittags stattfanden. Als besondere Leistung muss man hier anmerken dass immer nur sechs Teilnehmer sich das Boot mir Jérôme dem Kapitän und ausgesprochen geschickter "Wal-Finder" und Michael, dem Besitzer von Tauchertraum und Begleiter der Reise teilten. An manchen Tagen wurden Morgen- und Nachmittag-Tour zu einer Ganztagestour zusammengefügt was uns erlaubte über die Mittagszeit, wenn Halbtagesboote zurück in den Hafen müssen, draußen zu bleiben und als kleine Gruppe in aller Ruhe die Wale zu beobachten. bateau

Die Morgenausfahrt legt um acht Uhr ab. Sobald alle ihre Schnorchelausrüstung, Sonnenkrem, Wasserflasche und Kamera verstaut haben fährt Jérôme los und das kleine Boot jagt auf das ruhige, klare Wasser der Lagune in Richtung der Strasse wo auch schon die ersten Surfer ein paar Wellen reiten. Ist das freie Meer erreicht fängt das Warten an. Jérôme fährt langsam in einigem Abstand dem Riff entlang und jeder versucht an der gekräuselten Oberfläche des Meeres den charakteristischen Blas oder den grauen Rücken eines Wals zu erspähen. Zwischendurch holt unser Kapitän auch per Funk und Handy Informationen von seinen Kollegen ein. Diese Zusammenarbeit erlaubt es allen so viele Tiere wie möglich zu finden und zu beobachten.

baleine Es ist so weit, zwei Wale werden in der Ferne gesichtet. Jérôme gibt Gas um näher an die Tiere zu fahren und schaltet dann den Motor aus um in Ruhe und ohne die Wale zu stören ausmachen zu können welche Situation vorliegt. Tatsächlich können drei Arten von Walbegegnungen vorkommen. Manche Wale ziehen in Gruppen von zwei drei erwachsenen Tieren am Riff entlang. In diesem Fall werden die Schnorchler vor den Walen ins Wasser gelassen und lassen sie an sich vorbeischwimmen beziehungsweise schnorcheln für ein paar Sekunden mit ihnen mit bevor sie unvermeidlich abgehängt werden. Manchmal dreht sich ein Wal auf die Seite, zeigt seinen weißen Bauch und wirft den Schwimmern einen neugierigen Blick zu. Wer sind denn bloß diese seltsamen, uneleganten Wesen die ihnen folgen und so anders sind als die Delfine die sie sonst manchmal begleiten? baleine

Auch einsame, singende Männchen können gesichtet werden. Die bekannten gefühlvollen Walgesänge werden tatsächlich nur von den Männchen auf Partnersuche produziert. Sie bleiben in fünfzehn Metern tiefe im Wasser senkrecht mit dem Kopf nach unten stehen und singen, manchmal zwanzig Minuten am Stück ihre leidenschaftliche Melodie. Dann tauchen sie zum Atmen auf, schwimmen ein paar Meter und tauchen wieder ab um ihr Lied wieder aufzunehmen. Von der Oberfläche aus sind diese Wale nur als dunkle Schatten mit schimmernden weißen Brustflossen auszumachen. Ihr Gesang jedoch ist so stark dass er selbst im Boot noch zu hören ist und die Vibrationen wahrgenommen werden sobald man die Ohren unter Wasser hält. Taucht man dann noch zwei drei Meter ab gehen einem die seltsamen Lauten, die wahlweise an quietschende Türen, Möwengejammer und Staccato erinnern bis ins Mark und lassen einen bleibenden Eindruck der einen bis zurück auf das Boot begleitet. Schließlich ist die rührendste Begegnung die mit Buckelwalen möglich ist wahrscheinlich die einer Mutter mit ihrem Kalb denn sie setzt einen Willen der Tiere zur Interaktion mit den Menschen voraus. Die Kälber werden bei Moorea geboren und Jérôme erklärt uns dass eine solche Geburt zwar nie gefilmt worden ist, die Leute hier aber überzeugt sind die Kleinen würden nachts in den geschützten Wassern der Lagune geboren.

baleine Die zwei Tiere die wir ausgemacht haben sind zwei Weibchen und werden von einem hell grauen fast weißen Kalb begleitet das erst zwei bis drei Tage alt ist. Wir folgen ihnen behutsam und versuchen sogar zwei Mal ins Wasser zu steigen doch die Wale trauen uns nicht und schwimmen mit ihrem Baby davon ohne dass wir die Gelegenheit gehabt hätten ihnen näher zu kommen. Wir nehmen also die Suche nach interaktionsfreudigen Walen wieder auf und entdecken bald etwas weiter entfernt ein Monat altes Jungtier das sich richtig auszutoben scheint. Es springt, lässt sich rücklings ins Wasser fallen und schlägt mit Brustflossen und Fluke auf die Wasseroberfläche dass das Wasser hoch aufspritzt. Das Schauspiel ist beeindruckend insbesondere als die Walmutter auftaucht und ihrerseits einen Sprung vollführt wie um uns zu erinnern dass das fünf Meter große Tier das uns so imposant vorkam ja eigentlich nur ein Baby ist. Die vier Whale watching Boote die in der Nähe kreuzten steuern auf das Paar zu. Wir bleiben etwas weiter weg, beobachten die grandiosen Tiere und warten auf eine Gelegenheit ins Wasser zu steigen. Das Kleine wird ruhiger und Mutter und Kalb tauchen ab.
Wir gleiten lautlos ins Wasser um sie nicht zu erschrecken. Jetzt ist nämlich der Zeitpunkt gekommen an dem sich entscheidet wie es weitergeht. Die Walmutter schwebt regungslos in zehn Metern tiefe, das Kleine unter ihrem Bauch versteckt und beobachtet uns. Fühlt sie sich aus irgendeinem Grund beunruhigt wird sie die Interaktion zwischen ihren Nachwuchs und den Schnorchlern verhindern, sich zwischen Mensch und Kalb drängeln und schließlich mit ihrem Baby davon schwimmen. In diesem Fall haben wir Schnorchler keine Chance denn selbst ein ganz junges Walbaby ist immer noch viel schneller als wir! Wir warten ruhig, an der Oberfläche treibend, bis die Walmutter schließlich vertrauen zu fassen scheint und entscheidet da zu bleiben und von ihrer Stellung unter uns ein wachsames Auge auf das Geschehen an der Oberfläche zu behalten. Das neugierige Kalb lugt unter den Brustflossen seiner Mutter hervor und schaut uns an. Wenige Sekunden später taucht es auf und schwimmt direkt auf uns zu. Auch wenn es nichts Böses in den Sinn führt hat uns Michael empfohlen aus dem Weg zu gehen um einen ungewollten Zusammenstoss zu vermeiden. So ein Kleines ist nämlich trotz seiner beachtlichen Größe noch jung und recht unbeholfen so dass es zwar in letzter Sekunde abbiegt oder abtaucht, aber nicht immer genau weiß wo seine Brustflossen und Fluke sind und manchmal sehr nahe an den Schwimmern vorbeirauscht. baleine

Das Jungtier schwimmt einmal den Kreis der Schnorchler ab, scheint den Kontakt zu uns zu suchen und taucht dann zu seiner Mutter zurück unter deren großer grauer Körper es verschwindet. Zur großen Freude der Zuschauer währt die Pause nur kurz und, schon nach wenigen Minuten, kommt das Kalb erneut geschwommen, und legt, von Neugier und Spieldrang beflügelt, jede Scheu ab. Nach mehreren Runden taucht auch die Mutter zum Atmen auf und beide Tiere schwimmen im Einklang ein paar Meter weiter wo das ganze Spiel von vorne anfängt. Nach zwei drei Stunden dieses Treibens scheint das Waljunge langsam zu ermüden. Es lässt sich an der Oberfläche treiben und die Mutter taucht auf und stützt es. Das Schauspiel ist von fast menschlicher Zärtlichkeit und der Kontrast zwischen der riesigen Größe und der Sanftheit der Berührungen der Tiere atemberaubend.

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Nach einem letzten Blick kehren wir zum Boot zurück. Es wird Zeit heim zu fahren. Jeder erzählt von seinen Erfahrungen. Alle sind aufgeregt, wollen gleichzeitig reden und keiner hört zu was aber überhaupt nicht schlimm ist. Zurück in unserer Pension, das Linareva, bleibt noch ein wenig Zeit um am Hausriff zu schnorcheln bevor die Sonne untergeht. Der Blick vom Steg auf den rot leuchtenden Himmel ist berauschend. Später treffen sich alle am großen Tisch am Strand um leckere Holzofenpizzen zu vertilgen und sich noch einmal den Moment ins Gedächtnis zu rufen in dem man Auge in Augen mit dem Buckelwal stand.

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